Ehrenamtlichen Engagement im Katastrophenfall


gut gemeint = gut gemacht?

Mithilfe dieser Frage, haben wir uns am 26.02.2018, mit dem Thema "Chancen und Grenzen von Ehrenamtlichen Engagement im Katastrophenfall" beschäftigt. Bei dieser Diskussion waren auch zwei Personen vom THW Cuxhaven dabei, Thorsten Döscher und Michael Dorn. Außerdem veröffentlichte die CN am 09.03.2018 folgenden Artikel:

 

Koordinierungsstelle für freiwillige Helfer wäre sinnvoll Was, wenn alle direkt zur Katastrophe rasen?

 

CUXHAVEN. Es ist ein Dilemma: Es ist ein Notfall eingetreten. Viele wollen helfen. Aber wer hat das Sagen? Wer schützt die spontanen Helfer – manchmal auch vor sich selbst? Ein spannendes Thema, zu dem die „Engagierte Stadt“ Cuxhaven dieser Tage im Haus der Jugend an den Kamin eingeladen hatte. Vertreterinnen und Vertreter der „Engagierten Stadt“ diskutierten mit Thorsten Döscher und Michael Dorn vom THW die Frage, inwieweit „ungebundene“ Helferinnen und Helfer, die spontan zu Katastrophenschauplätzen fahren und helfen wollen, sinnvoll in die notwendigen Aufgaben eingebunden können werden oder eben nicht.

Bereitschaft ist groß

Katastrophen lösen immer eine große Welle der Solidarität aus. Viele sind bereit, weit zu reisen und selbst Hand anzulegen. Das ist bekannt von den verschiedenen Elbe- und Oderhochwassersituationen. „Das ist gut und wir sollten alle froh sein, dass in Deutschland die Bereitschaft zur Hilfe noch immer so groß ist“ – da waren sich alle einig. Die beiden Experten des THW, Thorsten Döscher (Ortsbeauftragter des THW Cuxhaven) und Michael Dorn (Zugführer eines technischen Zuges) gaben aber zu bedenken, dass der Einsatz von Helfern, die keine Fachkenntnisse besitzen und nicht für den Katastropheneinsatz ausgebildet sind, einiger Regelungen bedarf. Eine Ölkatastrophe im Watt oder eine Sturmflut – das sind Katastrophen, die auch in unserer Region möglich sind. Und je nachdem, wie heftig das Unglück ausfalle, sei die Schadensbegrenzung nur allzu oft eine extreme Herausforderung selbst für die, die für eine solche Situation ausgebildet seien, so die Experten.

Schon für Experten schwer

„Da müssen dann die Feuerwehren, das THW, die Deichverbände und das DRK ran. Denn sie können die Gefahren ab- und die Risiken, die Eigen- und Fremdgefährdung einschätzen. Und sie haben das technische Gerät, mit dem sie den Ernstfall immer und immer wieder geübt haben, aber sie kennen auch ihre eigene Aufgabe in der Zusammensetzung, in der sie dort eingesetzt sind“, so die Fachleute vom THW.

Den Fachleuten zuhören

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass freiwillige, „ungebundene“ Helfer (die in keinem Verband regelmäßig mitarbeiten und üben) eine wirkliche Unterstützung im Katastrophenfall sind, ist, dass sie bereit sind, Anweisungen der Fachleute vor Ort zu befolgen, sich selbst keinen Risiken aussetzen und gesundheitlich geeignet sind. „Wünschenswert ist auch, dass die spontanen Helfer sich registrieren lassen. So erfährt man, ob jemand über besondere Kenntnisse verfügt, zum Beispiel, ob jemand einen Lkw-Führerschein hat oder Schutzkleidung besitzt“, erklärte Michael Dorn. Dazu müsste aber gleich zu Beginn eines Katastrophenfalls eine anerkannte Koordinierungsstelle eingerichtet werden, bei der sich alle an einem spontanen Einsatz Interessierten melden, um zu erfragen, wo ihre Unterstützung gebraucht werden kann.

Wer kann was?

Da solche Aufrufe in der Regel in sozialen Netzwerken erfolgen, wäre es wichtig, dass diese dann auch dazu aufriefen, sich bei den Koordinierungsstellen zu melden und den Anweisungen der Fachleute zu folgen, so die Männer vom THW. Denn: „Nichts ist schlimmer als der ,Run‘ auf eine Katastrophe, der dann Wege versperrt, sodass ausgebildete Helfer nicht mehr zu den Gefahrenstellen durchkommen“, befürchtet Thorsten Döscher. Alle Anwesenden waren sich einig, dass Prävention wichtig wäre. Schon in Schulen sollten regelmäßig Infos gegeben und Projekte durchgeführt werden, durch die Schüler mit möglichen Katastrophen vertraut gemacht würden und lernten, worauf sie als Helfer achten müssten. Es nütze niemandem, wenn Helfer aus einer Katastrophensituation krank, verletzt oder völlig desillusioniert zurückkehrten. (mr/red)